Von der Testplanung zu konkreten Taten

Im Smaragdgebiet Oberaargau werden gefährdete Tier- und Pflanzenarten seit Jahren systematisch gefördert. Kein Wunder, hat der Kanton Bern in diesem Gebiet mit einer Testplanung abgeklärt, wie da eine funktionierende Ökologische Infrastruktur aufgebaut werden kann. In einem Projekt, das auch der FLS unterstützt, wird die Planung nun in konkrete Taten für Natur und Landschaft umgesetzt.

115 Quadratkilometer bzw. 11 500 Hektaren gross ist das Smaragdgebiet Oberaargau, verteilt auf 19 Gemeinden in vier Kantonen (BE, AG, SO, LU). Es ist das grösste der 37 Schweizer Smaragdgebiete, die zum europaweiten Netzwerk von besonders wertvollen Lebensräumen von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten gehören. Im Rahmen einer 2021 beendeten Testplanung für den Aufbau der Ökologischen Infrastruktur (ÖI) wurde – noch ohne detaillierte Vorgaben des Bundes – ermittelt, dass etwa 770 ha oder 6,7 Prozent als Kerngebiete der ÖI gelten dürfen, als bereits geschützte oder anderweitig anerkannte Gebiete mit hohem Wert für die Biodiversität.

Viel Potenzial für die Biodiversität

Hinzu kommen fast 2300 ha Vernetzungsgebiete, was 19,7 Prozent des ganzen Smaragdgebietes entspricht. Und schliesslich hat die datenbasierte Analyse des Ist-Zustandes noch gut 1300 ha Potenzialgebiete ergeben: Flächen mit hoher Artenvielfalt, die bestehende Kern- und Vernetzungsgebiete ergänzen könnten – sofern die dafür nötigen Massnahmen, Eingriffe oder rechtlichen Sicherungen vorgenommen werden. Als Zwischenbilanz ergab der Fachplan des Ökobüros Hintermann & Weber, dass insgesamt fast 38 Prozent des Smaragdgebiets Oberaargau am Ende als Ökologische Infrastruktur gelten könnten.

Die Ergebnisse dieser Testplanung sind Grundlage für das vielfältige Projekt zur Arten- und Lebensraumförderung, das der Verein Smaragdgebiet Oberaargau nun in den Jahren 2020 bis 2024 durchführt. Eine zweite wichtige Grundlage ist der detaillierte Managementplan, in dem 2016 die prioritären Fördermassnahmen für 44 gefährdete Zielarten und 24 seltene Lebensräume des Smaragdgebiets erarbeitet wurden. Und schliesslich basiert das laufende Projekt auf den reichen Erfahrungen, die mit einem grossen, auch vom FLS unterstützen Aufwertungsprojekt 2009 – 2014 gesammelt worden sind. Die damals gestarteten konkreten Massnahmen werden immer noch weitergeführt.

Gezielte Förderung gefährdeter Arten

Vom 2020 gestarteten Förderprojekt konnten in der Startphase noch nicht viele Massnahmen umgesetzt werden. Zuerst musste die Finanzierung der Kosten von rund einer Million Franken sichergestellt werden. Dann galt es, die 13 Teilprojekte durch die dafür verantwortlichen Fachleute zu konkretisieren, geeignete Lebensräume für Fördermassnahmen zu bestimmen sowie vor allem Grundbesitzende und Bewirtschaftende fürs Mitmachen zu gewinnen. Die FLS-Kommission hat im September 2021 einen Beitrag von 50'000 Franken an die Restkosten von vier landschaftsrelevanten Teilprojekten zugesichert: zur gezielten Förderung von Mauswiesel, Kreuzkröte, Ringelnatter und Zauneidechse sowie zwei auf alte Bäume angewiesene Käferarten (Juchtenkäfer und Marmorierter Goldkäfer).

«Die Testplanung für die Ökologische Infrastruktur liefert wertvolle Grundlagen, die ich mit meinen Ortskenntnissen vertiefen kann», sagt Teilprojektleiter Manfred Steffen. «Aber am Ende ist entscheidend, dass ich Grundbesitzer und Landwirte finden kann, die Land für konkrete Massnahmen zur Verfügung stellen.» Bei einem Augenschein im südöstlichen Zipfel des Smaragdgebiets in der Nähe von Herzogenbuchsee erläutert der erfahrene Ökologe, wie sich Synergien nutzen und Kosten sparen lassen: Zum einen kommen Massnahmen zugunsten der Ringelnatter auch der Zauneidechse zugute – und oft auch anderen Zielarten des Projekts. Zum andern wird hier ein grosses Aufwertungsprojekt, das als Kompensation für Eingriffe in Natur und Landschaft anderweitig finanziert wurde, als Gelegenheit für die Umsetzung von zusätzlichen Massnahmen aus dem Smaragd-Projekt genutzt.

Welche konkrete Massnahmen vorgenommen wurden, können Sie hier weiterlesen: Ganzer Text im Bulletin

2.12.22