«Es braucht Leute, die sich der Landschaft widmen»

Von einem Feld zu einem Obstgarten zu einem Agroforst. Die Entwicklung einer kleinen Agroforstparzelle in Sünikon ZH gibt Einblicke in die Arbeit von Menschen, die sich der Landschaft widmen.

Von der nahgelegenen Mosterei und dem schönsten Obstgarten der Schweiz (Siegerobstgarten im Wettbewerb «Die Grüne» 2006) inspiriert, entschied sich Forstingenieur Christian Dünki auf seiner rund 2 ha grossen Parzelle in Sünikon ZH, einen Hochstamm-Obstgarten zu pflanzen. Sein Vorhaben wurde im Jahr 2009 vom FLS mit einem finanziellen Beitrag unterstützt und 2010 standen die drei geplanten Baumreihen mit je 20 jungen Hochstammobstbäumen.

Zwischen Apfel- und Birnbaum

In den letzten zwölf Jahren wuchs dieser Obstgarten zu einer agroforstwirtschaftlichen Landschaft. Zwischen den früchtetragenden Apfel- und Birnbäumen gedeihen nun diverse Gemüse- und Kräuterkulturen, Hecken, Sträucher oder Blumenwiesen und sogar Hühner gackern ab und zu auf den Wiesen herum. Die vielen biologischen Produkte aus der Demeter-Produktion werden nun im eigenen Hofladen vermarktet. Christian Dünki ist überzeugt von der agroforstwirtschaftlichen Landnutzung und teilt seine Erfahrung und Motivation aus der jahrelangen Arbeit auf der Parzelle «Räckhölderli» in Sünikon gerne mit.

 

 

Die Natur kommt zurück

Ökologisch gesehen führten die Bäume zu einem klaren Erfolg. Das herunterfallende Laub und Obst verbesserte die Bodenqualität durch die Zunahme an energiereichen Biomasse und den höheren Nährstoffeintrag. Zudem haben die Bäume die Fähigkeit, durch ihre Wurzeln tief in den Boden an wertvolle Mineralien zu gelangen, die so in den Kreislauf aufgenommen werden können. Auch Würmer, Insekten und Vögel gebe es viel mehr als früher. «Innerhalb 15 zehn Jahren kann man zuschauen, wie alles zurückkommt», sagt Dünki. Neben vielen Meisen und Finken sind auch Gartengrasmücke, Grünspecht und Turmfalke regelmässige Gäste, welche die Vielfalt an Blumen, Kräutern, Insekten und die Mäuse als Nahrungsangebot gerne nutzen. Aber auch Feldhase, Hermelin, Igel und Fuchs werden immer wieder beobachtet und neuerdings knabbert der Biber an den jungen Weiden.

Synergien nutzen

Die Synergien aus der Kombination von verschiedenen Bäumen, Sträuchern und Unterkulturen weiss Dünki zu nutzen. Wird eine Pflanze sinnvoll eingesetzt, können ihre Eigenschaften das Gedeihen von anderen Arten beeinflussen. So zeigt der Forstingenieur auf eine mannshohe Birke in einer Hecke, die er Anfang Jahres als kleines Bäumchen hineinpflanzte. Da die «Nachbarn» der Birke, die Schwarzerle und der Sanddorn, beide verhältnismässig viel Stickstoff in den Boden bringen, erhält die Birke innerhalb kurzer Zeit einen enormen Wachstumsschub. Da die Birke durch ihr vieles Laub wieder Nährstoffe und Biomasse ins System bringt, profitieren auch die nahegelegene Gemüse- und Kräuterbeete. Solche Erkenntnisse bringen viele Vorteile für die Landwirtschaft, dennoch bräuchte es noch viel mehr Erfahrung, um die Arten-Kombination möglichst effizient zu gestalten.

Ohne Fleiss kein Preis

Die Agroforstwirtschaft ist aber auch mit Arbeit und Hindernissen verbunden. Für eine lukrative Wertholzproduktion sei die Parzelle zu windig und so tritt die forstwirtschaftliche Nutzung in den Hintergrund. Deshalb liegt der Fokus nebst dem Gemüse auf den Äpfeln und Birnen, um daraus Most oder Dörrobst zu machen. Die Bäume müssen gepflegt und geschnitten und teilweise sogar in ihrer windschiefen Lage gestützt werden. Die Sträucher und Kleintierstrukturen rund um die Bäume fördern zweifelsohne die Biodiversität, doch auch Wühlmäuse gesellen sich dazu und verkleinernden Ertrag. Darum stehen mit Hopfen verzierte Greifvogel-Sitzwarten zwischen den Baumreihen.

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