Vom alten Kurhaus, vom Philosophenweg und vom modernen Kreuzweg der Natur

Vor mehr als hundert Jahren hat der Arzt Adolf Keller die Landschaft von Cademario TI auserwählt, um seine Vision einer Naturheilanstalt zu realisieren. Dort lässt sich auf den Spuren des Kurhaus-Gründers heute noch erholsam wandern – und bewundern, was in den letzten Jahren auch mit FLS-Hilfe zur Aufwertung der Kulturlandschaft unternommen worden ist.

Der ausführliche Beitrag schildert, weshalb der Deutschschweizer Naturheilpionier Adolf Keller in den 1910er Jahren auf die Idee kam, oberhalb des Tessiner Bergdorfs Cademario eine Naturheilanstalt zu bauen – «buchstäblich am Ende der Welt», wie es in einer Dissertation über ihn heisst. Er verordnete seinen Kurgästen viel Sonne, gesunde Ernährung und viel Bewegung in der freien Natur. Orte auf den umliegenden Hügeln, wo der Arzt bis ins hohe Alter das gemeinsame tägliche Morgenturnen selber leitete, lassen sich heute noch auf wohltuenden Spaziergängen erkunden.

 

Auf einem Rundgang mit dem langjährigen Regionsförster Carlo Scheggia zeigt sich, wie die von Adolf Keller geliebte Landschaft und Natur des Malcantone gut erhalten geblieben und im Rahmen etlicher Projekte aufgewertet worden ist: Am Weg zu einstigen Turnplätzen ist die Kastanienselve Squillin wiederhergestellt worden; auf ihren alten und jungen Bäumen werden rund 50 lokale Kastaniensorten im Rahmen eines nationalen Programms für die Zukunft erhalten. Mit FLS-Unterstützung hat die Bürgergemeinde Cademario auch mitten im Buchenwald am Fuss des Hügels Montaccio eine steinerne Treppe erneuert, die fürs Fitnessprogramm von Kellers Kurgästen gebaut worden war. Vom «Philosophenweg» aus, der einst auch für nicht ganz kurkonforme Grotti-Besuche in Arosio begangen wurde, lassen sich heute die Resultate von Aufwertungsprojekten in benachbarten Dörfern sehen. In der Nähe liegt auch die Selve Iduno, mit der 1994 die Wiederherstellung verwilderter Kastanienselven begann. Mehr als 100 Hektaren werden heutzutage allein im Malcantone wieder bewirtschaftet; 450 Hektaren sind es im ganzen Tessin und in Südbünden insgesamt. Das Comeback der Kastanienkultur ist eine Erfolgsgeschichte, zu der Carlo Scheggia massgeblich beigetragen hat.

In Cademario hat das jüngste geförderte Projekt die nun wieder gepflegte Selve San Bernardo und die ganze Umgebung der gleichnamigen Kirche zu einem landschaftlichen Bijou gemacht. Der instandgestellte historische Weg zur Kirche führt nun auf erneuerten Treppenstufen an Schildern mit Sinnsprüchen vorbei, die zum Nachdenken einladen. Das ist der moderne Philosophenweg von Cademario – oder wie ihn Carlo Scheggia auch nennt: der «Kreuzweg der Natur».

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