Bruno Vanoni hat als Journalist den FLS seit seiner Gründung im Jahr 1991 begleitet und als Informationsbeauftragter von 2007 bis 2023 auf der FLS-Geschäftsstelle gearbeitet, acht Jahre lang in enger Zusammenarbeit mit Verena Diener.
Ihr Wirken als Präsidentin des Fonds Landschaft Schweiz FLS
«Ich will erfahren, was mit mir passiert, wenn es wirklich leer wird.» Das sagte Verena Diener 2015 in einem «Echo der Zeit»-Interview, als sie sich nach drei intensiven Amts-Jahrzehnten aus der aktiven Politik zurückzog. Nach zwölf Jahren im Nationalrat, zwölf Jahren im Zürcher Regierungsrat und acht Jahren im Ständerat erblickte sie in ihrer Agenda des folgenden Jahres «viele weisse Tage» und sagte dazu tiefsinnig fragend: «Was entsteht wohl aus der Leere?»
Die Aufgabe – nah bei eigenen Wurzeln
Sie hatte damals den Tod ihres Ehemannes zu verkraften, die zweite Krebserkrankung innert zehn Jahren überwunden, und nun den wohlverdienten Ruhestand im Kreis ihrer wachsenden Familie vor sich. Doch die Erfahrung der gähnenden Leere sollte ihr ein weiteres Jahrzehnt lang vorenthalten bleiben: nicht zuletzt wegen des Fonds Landschaft Schweiz (FLS). Denn er begann, ihre Agenda schon im Herbst 2015 wieder zu füllen: zunächst mit einer zukunftsorientierten Strategiesitzung, ab 2016 mit Kommissions- und Ausschusssitzungen, Projektbesichtigungen und Medienauftritten, an denen sie ein Jahr lang als Vizepräsidentin an der Seite von Marc F. Suter teilnahm – und dann von 2017 bis Ende 2023 als FLS-Präsidentin.
Acht Jahre lang leitete sie so prägend, ja bestimmend die Geschicke des «Unikats», wie Verena Diener den FLS einmal selber beschrieben hat: «Seine spezielle Organisationsform und dezentrale Wirkungsweise machen ihn zu einem einmaligen Förderinstrument, das die Tatkraft naturverbundener Menschen zugunsten naturnaher Kulturlandschaften unterstützen kann.»
Mit der Wahl ins FLS-Präsidium hatte der Bundesrat auf Antrag der damals zuständigen Umwelt-Departementsvorsteherin Doris Leuthard die erfahrene Vollblutpolitikerin wieder zurück zu eigenen Wurzeln geführt: Seit ihrer Kindheit im damals kleinen Bauerndorf Flaach im Zürcher Weinland hatte sie sich der Landschaft und Natur, den Pflanzen und Tieren tief verbunden gefühlt. Und als junge Nationalrätin und Präsidentin des Rheinaubunds (heute: Aqua Viva) wirkte sie 1991 selber mit bei der Gründung des FLS durch das schweizerische Parlament zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft.
Die Verdienste – für den FLS und seine Förderpraxis
Dass es den FLS heute noch gibt, ist zweifellos eines der grossen Verdienste von Verena Diener. Dank ihrem geschickten Einsatz, ihrer reichen Erfahrung und guten Vernetzung, ihrer Sachkenntnis und Begeisterungsfähigkeit haben der Ständerat und der Nationalrat im März 2019 die befristeten Rechtsgrundlagen des FLS – trotz ordnungspolitischem Einwand des Bundesrates – bis Mitte 2031 verlängert. An der gleichzeitig erfolgten Zusage, dem FLS für die Förderung von konkreten Landschaftsprojekten weitere 50 Millionen Franken zur Verfügung zu stellen, hat der Nationalrat im Dezember 2023 um ein Haar kürzende Abstriche vorgenommen. So musste FLS-Präsidentin Verena Diener noch in ihren letzten Amtswochen um die ungeschmälerte Weiterführung des bewährten FLS bangen.
Ihre Hoffnung, den FLS als unbefristetes Förderinstrument etablieren und zugunsten der Biodiversitätsförderung ausbauen zu können, hatte sie schon früher aus Einsicht in die politischen Realitäten aufgeben müssen. Aber im klar definierten Rahmen, den die Rechtsgrundlagen dem FLS setzen, hat sich Verena Diener für zukunftsorientierte Akzente und für eine Öffnung der unter Spardruck verengten Förderpraxis eingesetzt.
So hat sie wesentlich dazu beigetragen, dass sich der FLS wieder vorgenommen hat, neben klassischen Landschaftspflege-Projekten in Rand- und Bergregionen auch die Aufwertung und Wiederherstellung von siedlungsnahen Kulturlandschaften in den Agglomerationen zu unterstützen. Unter der strategischen Leitung von Verena Diener hat der FLS als Antwort auf die grossen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gezielt innovative Ansätze zu suchen und zu fördern begonnen. FLS-intern hat sie, wo sie es (im Interesse der Sache oder aufgrund von Anforderungen von aussen oder oben) nötig fand, darauf hingewirkt, ja darauf gepocht, dass liebgewordene Gepflogenheiten aufgegeben wurden und die Organisationsform etwas angepasst worden ist.
Das Vermächtnis – das Unikat FLS erhalten
Die elementaren Einzigartigkeiten des FLS jedoch hat Verena Diener stets hochgehalten und bei Infragestellungen erfolgreich verteidigt. Es ist somit auch ihr Vermächtnis, dass der FLS als «Unikat» so weiterwirken kann: als verwaltungsunabhängiges Förderinstrument zur unbürokratischen Unterstützung von freiwilligem Engagement von unten, in Partnerschaft mit lokalen Projektträgerschaften überall in der Schweiz, durch rasche Entscheidungen und fachliche Beratung von initiativen Menschen, die naturnahe Kulturlandschaften als Teil der heimatlichen Identität erhalten, aufwerten oder auch wiederherstellen wollen.
Verena Diener hat ihre Aufgaben als FLS-Präsidentin beharrlich, in der Sache zuweilen auch hart, aber stets mit feinem Gespür und grosser Achtsamkeit verfolgt. Wer mit ihr eng zusammenarbeiten durfte, hat ihre tiefgründige Art wahrnehmen können – und nach Konfliktsituationen auch ihren Wunsch nach zwischenmenschlicher Bereinigung und Verständigung. Spürbar war auch immer ihre tiefe Verbundenheit mit der eigenen Familie – und besonders ihre grosse Freude an den sechs Grosskindern, für die sie Lieblingsmenus kochte und in den jährlichen Skiferien als Hüttenwartin wirkte.
Der FLS hat sich von Verena Diener am Ende ihrer Amtszeit verabschieden und ihr für ihr Wirken als Präsidentin gebührend danken können. Ihrer Familie wird Verena Diener schmerzlich fehlen – ihr wünschen wir reichen Trost, viel Kraft, genährt aus guten Erinnerungen, und die Hoffnung, dass daraus Neues entstehen und wachsen wird. Erinnern wir uns, was Verena Diener beim Abschied aus ihren politischen Ämtern fragte: «Was entsteht wohl aus der Leere?»